Der Nuklearmediziner 2008; 31(3): 253-262
DOI: 10.1055/s-2008-1076848
Schilddrüsenknoten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart ˙ New York

Dosimetrie bei Radioiodtherapie benigner Schilddrüsenerkrankungen – Hintergrund und Durchführung

Dosimetry in Radioiodine Therapy of Benign Thyroid Diseases – Background and PracticeA. Bockisch1 , W. Sonnenschein1 , W. Jentzen1 , V. Hartung1 , R. Görges1
  • 1“Klinik für Nuklearmedizin, Universitätsklinikum Essen
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Publication Date:
10 September 2008 (online)

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Zusammenfassung

Die Radioiodtherapie bei gutartigen Erkrankungen der Schilddrüsen (fokale, multifokale, disseminierte Autonomie, Morbus Basedow und therapiebedürftige Struma) muss und kann für jeden Patienten individuell geplant werden. In aller Regel erfolgt dies auf dem Boden eines Radioiodtests mit kleinen Mengen Iod-131 (131I). Es werden verschiedene Verfahren zur prä- oder posttherapeutischen Bestimmung der Zieldosis dargestellt. Auf die Vor- und Nachteile wird eingegangen. Alle Verfahren basieren auf der Volumetrie des Zielgewebes sowie der Radioiodkinetik im Zielvolumen, die durch maximalen Uptake und Halbwertszeit der Iodretention in der Schilddrüse beschrieben werden kann. Mögliche Störeinflüsse und Messungenauigkeiten dieser Parameter werden vorgestellt und diskutiert. Trotz der dargestellten Unsicherheiten in der Dosimetrie ist die Radioiodtherapie infolge ihrer hohen therapeutischen Breite eine sehr zuverlässige und nebenwirkungsarme Methode zur Behandlung von Hyperthyreosen und auch zur Strumaverkleinerung.

Abstract

Radioiodine therapy of benign thyroid diseases (focal = [toxic adenoma], multifocal, disseminated autonomy, Grave's disease or clinical relevant goitre) needs to be and can be performed individually for each patient. Most frequently a radioiodine test is performed applying a small activity of iodine-131 (131I). The paper discusses some protocols for pre- or posttherapeutic dosimetry and discusses their advantages and disadvantages. All are based on the volumetry of the target tissue as well as the radioiodine kinetics in the target volume what may be represented by maximum uptake and half life of iodine retention in the thyroid. Possible disturbances and measuring uncertainties of these parameters are presented and discussed. In spite of the discussed uncertainties in dosimetry, due to its high therapeutic width radioiodine therapy is a very successful procedure to cure hyperthyroidism or to reduce goitre volume with only little side effects.

Literatur

1 Die in dieser Arbeit so markierten Parameter sind im Regelfall gut verwendbar. Die geschilderten Ungenauigkeiten sind in erster Linie dann relevant, wenn unbefriedigende Voraussetzungen für die Durchführung einer Radiiodtherapie vorliegen: Starke, unbehandelte Hyperthyreose (frühes Maximum; sehr kurze Halbwertszeit) oder sehr niedriger maximaler Uptake (spätes Maximum und sehr lange Halbwertszeit möglich).
In der Tat sind effektive Halbwertszeiten möglich, die größer als die physikalische Halbwertszeit des Iod-131 sind. Die übliche Betrachtungsweise geht von einer Iodaufnahme in die Schilddrüse zu einem Zeitpunkt oder zumindest in einem sehr kurzen Zeitraum aus. In diesem Fall muss die effektive Halbwertszeit zwingend kürzer sein als die physikalische. Ist die Iodaufnahmerate in die Schilddrüse sehr gering, bricht das Modell zusammen, da die Aufnahme tagelang höher sein kann als die Sekretion. Entsprechend lange – scheinbare – Halbwertszeiten werden errechnet.
Dieser „Fehler” kann nur dann auftreten, wenn der maximale Iod-Uptake in der Schilddrüse niedrig ist, typischerweise unter 10 % der applizierten Aktivität. In einer solchen Situation werden auch andere Einflussgrößen relevanter, nämlich der extrathyreoidale Hintergrund und die Streustrahlung von Radioiod außerhalb des Gesichtsfeldes.

Prof. Dr. rer. nat. Dr. med. A. Bockisch

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